Charles Immer hat 35 Jahre lang die Geschicke der IMMER AG gelenkt. Mit viel Fleiss, Mut zu Veränderungen und einem stetigen Ausbau des Kundennetzes hat er massgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen.
Zusammen im Gespräch mit Peter Trachsel schaut der ehemalige Inhaber und Geschäftsleiter auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
Charles Immer: Ich verfolge die Aktivitäten nach wie vor mit grossem Interesse, obwohl ich im operativen Bereich natürlich nicht mehr alles mitbekomme. Es bereitet mir Freude, dass die IMMER AG immer noch da ist. Ausserdem freue ich mich jeweils, wenn mich heute jemand wegen meinem Namen fragt, ob ich mit der Firma in Uetendorf etwas zu tun hätte (lacht).
Ein entscheidender Schritt, den mein Grossvater eingeleitet hat, war 1911 der Umzug von der Hauptgasse ins Bälliz, wo mein Vater Ende der 50er-Jahre den grossen Anbau ausführte und das Geschäft um ein Mehrfaches vergrösserte. Ausserdem kann ich mich daran erinnern, dass er mit dem Zug und dem Fahrrad im Oberwallis und im Tessin Kunden besuchte.
Nach der Übernahme des Geschäfts 1935 hat mein Vater ausschliesslich mit Möbelfabriken zusammengearbeitet, die er auch im Tessin besuchte. Erst später hat er dann damit begonnen, bei dieser Gelegenheit auch Schreinereien aufzusuchen. In den folgenden Jahren kamen dann zum Kundennetz immer mehr Schreinereien und Zimmereien hinzu.
Nein. Da die Möbelfabriken ausschliesslich Standardfabrikate angeboten haben, kamen sie sich nicht in die Quere.
«Die Ofenrohre habe ich liquidieren lassen.»
Charles Immer
Im Prinzip dasselbe wie heute, jedoch mit kleinerer Produktpalette. Es war halt eine traditionelle Eisenwarenhandlung, wo auch Haushaltsartikel erhältlich waren. Die Ofenrohre, die sich zu Beginn noch im Sortiment befanden, habe ich übrigens kurz nach der Übernahme liquidieren lassen (lacht).
Nein. Gar nicht. Mein Vater verkaufte allerdings noch Schwarzpulver und Dynamit, das er von meinem Grossvater übernommen hatte. Wir hatten unser Geschäft schon früh auf den Verkauf von Beschlägen ausgerichtet.
Primär an den Schreiner. Obwohl auch Haushaltsartikel angeboten wurden, waren wir im Unterschied zu anderen Geschäften, deren Kundschaft sich hauptsächlich aus Privatkunden zusammensetzte, für solche weniger wichtig. Zu dieser Zeit gab es in Thun sieben Eisenwarenhandlungen, die bis in die 90er-Jahre geschlossen oder den Standort gewechselt haben.
Die Gründe waren vielfältig. Gewisse Unternehmer haben sich neu ausgerichtet, andere schlossen aufgrund fehlender Nachkommenschaft das Geschäft. Eine grössere Anzahl von Mitbewerbern spielte dabei keine Rolle.
«Ich habe Kunden aufgesucht, um ihnen die Funktionsweise des Akkubohrers vorzuführen.»
Charles Immer
Ja. Vor allem ein Ausbau des Sortiments mit Werkzeugen und Maschinen sowie die Einführung von Elektrogeräten waren dafür bezeichnend. Wir haben uns beispielsweise dafür entschieden, nicht nur die gängigsten Fräser, sondern einen kompletten Satz anzubieten – und hatten einen Riesenerfolg damit. Ich kann mich ausserdem daran erinnern, dass ich Ende der 70iger-Jahre, als Akkubohrer aufgekommen sind, mit einem Brett und Schrauben Kunden aufgesucht habe, um ihnen die Funktionsweise vorzuführen. Wir verkauften Bohrmaschinen wie verrückt (lacht).
Ich besuchte weiterhin Stammkunden im Oberwallis und im Tessin, wobei ich dort das Kundennetz ausbaute. Dabei hat mir vor allem der Umstand geholfen, dass ich fünf Jahre im Tessin gelebt und gearbeitet habe und dadurch über ein dichtes Beziehungsnetz verfügte. In die Westschweiz hingegen bestanden weniger Kundenkontakte.
«Mein Italienisch hat dazu beigetragen, sich von der Konkurrenz abzuheben.»
Charles Immer
Extrem. Ich habe das Gefühl, dass die Sprachkenntnisse entscheidend dazu beigetragen haben, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Eine grosse Veränderung brachte Anfang der 70er-Jahre sicher die Verzinkung mit sich, als Schrauben und Beschläge nicht mehr blank, sondern verzinkt angeboten und verbaut wurden. Unser langjährigster Mitarbeiter damals hat geschimpft und ausgerufen: «Verzinkte Schrauben sind viel zu teuer!» (lacht)
CNC spielte damals noch keine grosse Rolle. Elektronische Datenverarbeitung hat erst Mitte der 90iger-Jahre grossflächig im Betrieb Einzug gehalten. Den ersten Computer, ein Gerät der Firma Siemens Nixdorf, habe ich Ende der 80iger-Jahre angeschafft. So konnten Handlieferscheine elektronisch im System erfasst und Rechnungen gedruckt werden.
Die Fokussierung auf die holzverarbeitende Branche und die aufrichtige Unternehmensphilosophie.
Früher kamen die Firmeninhaber noch häufiger persönlich in den Laden, um einzukaufen.
Einerseits Platzmangel im Geschäftslokal, andererseits die nicht ausreichenden Parkplätze, was zu unübersichtlichen Situationen vor dem Geschäftslokal zum Ärgernis der Kunden führte, die sich gegenseitig mit ihren Fahrzeugen im Füürgässli den Weg versperrten. Wir haben dann immer behauptet, dass das Gässli uns gehören würde, da es zu unserem Laden führte, was natürlich nicht stimmte (lacht).
Die Sortimentserweiterung – auch mit wenig gebräuchlichen Produkten – hat dazu geführt, dass es sich bei den Schreinereien in der Region irgendwann herumgesprochen hat, dass man bei der IMMER AG alles bekommt. Zusammen mit dem Aufbau eines eigenen Lieferdienstes hat das sicher dazu beigetragen, dass man sich als Unternehmen in der Holzbranche etablieren und in all den Jahren immer wie mehr Kunden dazugewinnen konnte.
Als langjähriger Geschäftsführer der Prebena AG waren uns Peter und ich bestens bekannt. Es war das gegenseitige Vertrauen, dass mich letztlich zu diesem Schritt bewogen hat. Die Verhandlungen dazu haben bereits im Herbst 1999 begonnen. 2005 im Alter von 65 Jahren war für mich der ideale Zeitpunkt gekommen, die Geschicke des Unternehmens in andere Hände zu legen.
Wir bedanken uns bei Charles Immer, dass er sich die Zeit genommen hat, die Fragen zu beantworten und mit spannenden Schilderungen aus der Vergangenheit des Unternehmens einen spannenden Einblick in seine Zeit als Inhaber und Geschäftsleiter der IMMER AG zu ermöglichen.